Allgemein / 11. Juni 2021

Ausnahmesituation auf dem Holzmarkt

Ausnahmesituation Holzmarkt 2021, Holzland Köster in Emmerke

Zurzeit wird viel über die Ausnahmesituation auf dem Holzmarkt, über Borkenkäferholz und die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Baubranche veröffentlicht. Was wir derzeit erleben, geht weit über die üblichen Preisschwankungen und Lieferbedingungen hinaus. Die Preise unserer Lieferanten verändern sich täglich und die Beschaffung gestaltet sich immer aufwändiger. In unserem Blog wollen wir Sie über die extrem schwierige Versorgungslage auf dem Holzmarkt informieren. Damit Sie die zu erwartenden Preiserhöhungen und Lieferengpässe in der Holzbranche nachvollziehen und bei Ihren Bauvorhaben und Renovierungsprojekten einplanen können. Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation – ein Ende ist noch nicht absehbar. Die Gründe dafür sind vielfältig und in ihrer Kombination wohl einmalig.

Warum steigen die Holzpreise so stark?

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, eine starke weltweite Nachfrage nach Holz, Container-Chaos, Hamsterkäufe und ein hohes Aufkommen von Schadholz (nach Stürmen und Borkenkäferplage) treffen seit Herbst 2020 aufeinander. Diese Ereignis-Verkettung hat natürlich starken Einfluss auf die Holzwirtschaft und den Holzmarkt.

Die Gründe im Überblick

  • Der Borkenkäfer hat Deutschlands Wälder in den letzten Jahren stark geschädigt. Das schadhafte Holz musste zügig aus den Wäldern entfernt werden. Das ist vielerorts deutlich an den zahlreichen Holzlagern am Waldrand sichtbar. Nach dem Forstschäden-Ausgleichsgesetz wurde die Entnahme der Holzmenge in der darauffolgenden Zeit zum Ausgleich gedrosselt. Die Bestände sollten konstant gehalten werden. Was zum Zeitpunkt dieses Erlasses sinnvoll war, bringt uns aktuell in eine schwierige Lage.
  • Rund- und Schnittholz aus Deutschland sind seit Monaten extrem stark nachgefragt. 2020 wurde bei uns so viel Nadelschnittholz verbraucht, wie noch nie: 20.4 Millionen Kubikmeter. Gleichzeitig hat die deutsche Sägeindustrie ein Allzeithoch von 25 Millionen Kubikmetern produziert! Eigentlich ist also genügend Holz vorhanden. Doch der Export ist aus unterschiedlichen Gründen stark gestiegen. Konkret: Neun Millionen Kubikmeter verschickten die Sägewerke im vergangenen Jahr in lukrativere ausländische Märkte.
  • Export: Die globale Nachfrage nach Holz ist aktuell viel höher als das Angebot. Und viele drängen auf den deutschen Markt. Die hohe Bautätigkeit in den USA sorgt für Preise, die weit über dem deutschen Preisniveau liegen. Das starke Wirtschaftswachstum in China hat die Nachfrage explodieren lassen. Erschwerend kommt hinzu, dass Russland – traditionell einer der großen Holzlieferanten – einen Exportstopp von Holz verhängt hat.
  • Container-Chaos: Die Corona-Pandemie hat vor einem Jahr das Transportgeschehen auf den Weltmeeren vorrübergehend fast zum Stillstand gebracht. Davon hat sich die Container-Logistik noch immer nicht erholt. Folgen sind eine enorme Knappheit und rasant gestiegene Preise. Zudem sind die Transportwege im Suez Kanal durch die Havarie der Ever Given massiv beeinträchtigt und die Situation noch schwieriger geworden. Leercontainer sind rar geworden und alle Schiffe treffen durch die Havarie verspätet ein.
  • Corona: Die Pandemie wirkt nach. Auf dem nordamerikanischen Markt mehr als in Europa. Gerade in Kanada gab es harte Maßnahmen. Die Sägewerke stellten ihre Arbeit über Wochen ein. Dieses Holz fehlt in den USA und wird aus Europa importiert. Die Pandemie hat vor einem Jahr zu einer Drosselung der Produktion geführt. Kurz danach setzte der Boom von Terrassenholz, Gartenhäusern, Saunen und anderen Holzprodukten ein. Hinzu kommen immer wieder corona-bedingte Ausfälle in der Holzindustrie und bei Logistikunternehmen.
  • Hamsterkäufe bei Handel und Handwerk führen zusätzlich zu einer Versorgungsknappheit.

Die Folgen für den Holzmarkt

Von den Lieferanten werden vereinbarte Mengen kurzfristig gekürzt, verschoben oder ganz abgesagt. Preise werden im Monatstakt erhöht. Weil deutlich weniger, als die üblichen Mengen zur Verfügung stehen, steigen die Preise für Schnittholz, KVH, BSH und BSP in Tempo und in Sprüngen, wie es die Branche noch nie erlebt hat. Ähnlich sieht es mittlerweile bei praktisch allen Baumaterialien aus: vom Silikon bis zu Farben und Lacken. Selbst Farbeimer und andere Verpackungen sind von den Preiserhöhungen erfasst. Einzelne Schnittholzsortimente und Holzwerkstoffe, wie Sperrholz und bestimmte Spanplatten, sind derzeit kaum verfügbar.

Die betreffenden Sortimente im Überblick

  • OSB: Die Verfügbarkeit kann nicht gewährleistet werden. Die Preise ziehen parallel zum Versorgungsengpass extrem an.
  • MDF und Span: Nach wie vor ist die Verfügbarkeit von MDF extrem schlecht. Der größte Teil der Produktionen läuft in das In­dustriegeschäft und in die Laminatproduktionen. Für den Handel bleiben nur homöopathische Mengen übrig. Auch die Spanplatten sind für den Handel knapp kontingentiert.
  • Sperrholz: Die Versorgung mit Sperrholz hat sich ebenfalls verschlechtert. Gründe hierfür sind zum einen die Corona-Situation im Produktionsland, zum anderen die transportbedingten Verzögerungen.
  • Baustoffe: Preiserhöhungen in allen Bereichen. Es haben sich weitere Lieferzeiten aufgebaut. Konkret: Gipskarton 4 bis 6 Wochen, Mineral­faser 4 bis 6 Wochen, Holzweichfaser bis zu 6 Monate! Die Stahl- und Aluminiumpreise sind nur noch tagesaktuell erhältlich und nicht auf Sicht planbar.
  • Bauelemente/Türen: Es fehlt immer mal wieder an benötigten Rohstoffen wie Mittellagen aus Röhrenspan oder Decks aus MDF/HDF. Die steigen­den Rohstoffpreise sowie die erhöhten Logistik- und Personalkosten haben dazu geführt, dass ein Großteil der Produzenten ihre Preise zum Frühjahr moderat erhöhen.
  • Garten: Die weitere Entwicklung der Preise und Lieferzeiten kann aktuell nur „auf Sicht“ beurteilt werden.
  • Boden/Wand/Decke: Die Rohwarenversorgung verschärft auch in den einzelnen Bodensortimenten die Beschaffungssituation. Der Rohstoffmarkt gleicht einer Börse und nur derjenige, der die Preise des Anbieters akzeptiert, bekommt auch Ware. Die Lage bei allen HOF- und MDF-basierenden Produkten ist bereits mehr als angespannt. Nicht nur die Knappheit und Verteuerung von Holz spielen eine Rolle, sondern auch die bei chemischen Produkten, wie Leim etc..
  • Zubehör: Der Warenbereich Zubehör wächst parallel zu den Hauptwarengruppen. Und auch hier sind Lieferengpässe zu erwarten oder zum Teil schon vorhanden.

Wie lange wird die Situation auf dem Holzmarkt anhalten?

Holz ist das neue Gold – so haben die Tagessthemen jüngst die aktuelle Situation auf dem Holzmarkt beschrieben. Zugegeben, die Lage auf dem Holzmarkt und die momentanen Lieferschwierigkeiten und Preiserhöhungen fordern uns stark heraus. Der Holzmarkt ist internationaler und damit komplizierter geworden. Wir gehen davon aus, dass uns die vorherrschende Ausnahmesituation noch mindestens bis in diesen Herbst hinein begleiten wird. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass wir aufgrund der Rahmenbedingungen auch unsere Preise zu den uns vorgegebenen Zeiten angleichen müssen. Seien Sie jedoch gewiss, dass wir mit vollem Einsatz an bestmöglichen Preis- und Liefersituationen auf Hochtouren für Sie arbeiten.


Geschrieben von Siegfried Köster, Geschäftsführer

Holz ist für mich der schönste Werkstoff. Ich bin mit diesem Naturprodukt aufgewachsen und es fasziniert mich seit meiner Kindheit. Mein Wissen darüber teile ich gern mit Ihnen und berichte für Sie.


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